Wie ganz unterschiedliche Bauaufgaben vorbildlich umgesetzt werden können, zeigen die fünf Preisträgerprojekte: Der Grüne Weiler in Münster weist, so die Jury, "einen neuen und überzeugenden Weg in die Zukunft des Wohnens in Westfalen." Neue Verbindungen zwischen Altstadt, Weser und dem Welterbe Corvey schuf die Landesgartenschau Höxter. Sie zeigt, "wie Baukultur einen Standort, gerade auch jenseits der Großstadt, langfristig stärken kann." Das Konzept "Schule als Lebensraum" löst die neue Grundschule St. Michael in Paderborn städtebaulich, architektonisch wie pädagogisch ein. Mit einer neuen Sporthalle, deren begrüntes Dach als Pausenhof dient und einem Musikcampus vollendet sie den innerstädtischen Schulkomplex. Das Eingangsgebäude des LWL-Freilichtmuseums Hagen - in diesem Fall hatten sich die LWL-Vertreterinnen und Vertreter in der Jury bei der Abstimmung enthalten - "lädt dazu ein, Innen und Außen als fließende Einheit zu erleben. Konstruktion, Materialien und Betrieb setzen ein Zeichen für den bewussten Umgang mit Ressourcen", so die Jury. Die außerordentlich intensive Auseinandersetzung mit einem Bestandsgebäude würdigte die Jury mit ihrer Auszeichnung der Jacoby Studios in Paderborn. Die Relikte einer wiederentdeckten Klosteranlage wurden Teil des neuen Firmensitzes in der Altstadt.
Die hohe Qualität der Einreichungen zeigt sich auch in den zehn Anerkennungen. Sie gingen an die Baugruppe KliQ in Münster, das Rat- und Bürgerhaus Holzwickede (Kreis Unna), den Waldkindergarten Wadersloh-Liesborn (Kreis Warendorf), das Fritz Bauer Forum, die KoFabrik und das Anneliese Brost Musikforum in Bochum, das Mittlere Paderquellgebiet in Paderborn, das kult Westmünsterland in Vreden (Kreis Borken), das Museum Peter August Böckstiegel in Werther (Kreis Gütersloh) und das Projekt "Siegen zu neuen Ufern".
"Baukultur ist kein Luxusthema", sagte Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL, bei der Preisverleihung. "Dadurch, was und wie wir bauen, können wir unsere alltägliche Lebenswelt ganz unmittelbar verbessern." Ziel des Westfälischen Preises für Baukultur sei es, die Bedeutung der Baukultur für das Profil der Städte und Gemeinden sichtbar zu machen und den Diskurs über zukunftsfähiges Bauen anzuregen. Welche Rolle gute Baukultur im gesellschaftlichen Zusammenleben spielt, spiegeln die fünf vergebenen Preise in ihrer Vielfalt wieder: Ausgezeichnet wurden ein Wohnprojekt, eine Freiraumgestaltung, eine Schule, ein Kulturbau sowie ein Unternehmenssitz. "Der LWL will gelungene Baukultur regelmäßig würdigen und feiern: Neben herausragender Architektur gehören dazu auch Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Teilhabe", so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.
Die unabhängige Jury, bestehend aus renommierten Fachleuten und Vertreterinnen und Vertreter des LWL, wählte die Preisträger und Anerkennungen aus rund 200 eingereichten Projekten aus. Bewertet wurden neben der Qualität von Städtebau, Architektur und Freiraumplanung auch die Einbindung in den Kontext, die Nachhaltigkeit sowie Planungs-, Beteiligungs- und Umsetzungsprozesse.
"Die Jury hat bei allen Einreichungen eine durchweg hohe Qualität festgestellt", betonte Reiner Nagel, Juryvorsitzender und Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur. "Auch die Projekte, die nicht ausgezeichnet wurden, stehen für eine hohe Baukultur. Mit der Prämierung herausragender Beispiele setzt der Preis ein Zeichen für nachhaltiges, sozialverantwortliches und damit zukunftsfähiges Bauen."
Zu den fünf Preisträgern sind bereits Kurzfilme entstanden, die während der Preisverleihung Premiere feierten. Die ausgezeichneten Projekte werden im Frühjahr 2026 zudem mit einer Ausstellung, die zunächst im LWL-Landeshaus in Münster zu sehen ist, sowie mit Publikation und weiteren Medienformaten einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Der Westfälische Preis für Baukultur 2025 wird gefördert durch die Ernsting Kunst- und Kulturstiftung (Coesfeld), das Klinkerwerk Hagemeister (Nottuln) und die NRW.BANK (Düsseldorf/Münster).
Hintergrund
Im Frühjahr 2025 lobte der LWL den Westfälischen Preis für Baukultur nach 2010 und 2015 zum dritten Mal aus. Eingereicht wurden rund 200 realisierte Projekte, die den gesamten zehnjährigen Zeitraum der Auslobung abbilden, wobei die seit 2020 fertiggestellten Projekte in der Überzahl waren. Dabei waren alle Regionen Westfalen-Lippes vertreten: das Münsterland, Ostwestfalen-Lippe, Südwestfalen und das westfälische Ruhrgebiet. Es wurden mehr Umbauten und Erweiterungen als Neubauten eingereicht. Bei vielen dieser weiter gebauten Bestandsgebäude handelt es sich um Denkmäler.
Unter den Einreichungen sind Bauten für Bildung und Forschung, Büro und Verwaltung, Gesundheit und Sport, Gewerbe und Industrie, Kultur und Kirche, öffentliche Bauten, Tourismus und Freizeit sowie Wohnungsbau und Freiraumanlagen. Viele Einreichende hatten sich im Sinne der Auslobung zu Bewerbergemeinschaften zusammengeschlossen und damit ihr langfristiges gemeinsames Engagement für die Baukultur sichtbar gemacht.
[Pressemitteilung: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)]