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Am Ende der Saarbrücker Straße befindet sich an den restaurierten Fragmenten des einstigen Haupteingangsportals der Wellersbergkaserne eine Gedenktafel, die an die Kaserne und ihre Nutzung als Durchgangslager für Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert.
Der Kulturausschuss des Rates der Stadt Siegen hatte bereits 2011 die Verwaltung beauftragt, eine Gedenktafel zur Erinnerung an das Hauptdurchgangslager für Flüchtlinge und Vertriebene auf dem Wellersberg zu errichten. Im Rahmen des von KulturSiegen betreuten Beschilderungsprogramms "Orte der Stadtgeschichte" wurde nach einer aus verschiedenen Gründen erst weitaus später begonnenen und langwierigen, denkmalgerechten Sanierung des erhaltenen Bruchsteinportals etliche Jahre später eine Gedenktafel mit dem bereits am 02.10.2012 vom Kulturausschuss beschlossenen Text am früheren Haupteingang des Lagers montiert.
Die 1934/35 errichtete Wellersbergkaserne (ab 1938 Herzog-Ferdinand-Kaserne) war 1935 von Einheiten der Wehrmacht bezogen worden. Große Teile der Anlage wurden durch den Krieg zerstört. Bei Kriegsende waren die Gebäude in einem sehr maroden Zustand, die Unterkünfte schlecht und kaum bewohnbar. 1945 befand sich hier zunächst ein Lager für deutsche Soldaten, die aus russischer Gefangenschaft entlassen worden waren. Gegen Ende desselben Jahres begann die Herrichtung als Flüchtlingslager, das Anfang 1946 in Betrieb genommen wurde. Es hatte seine Hauptaufgabe in der Aufnahme, Registrierung und Weiterleitung der Flüchtlinge. Die Kapazität des Lagers lag bei etwa 1.500 Menschen. Untergebracht wurden entlassene Wehrmachtssoldaten, evakuierte Siegener Familien, aus Schlesien ausgewiesene deutsche Vertriebene und verstärkt ab 1947 Flüchtlinge aus der sowjetisch besetzten Zone, aus der 1949 die DDR wurde. Am 31. Oktober 1951 wurde das Lager, indem mehr als 300.000 Flüchtlinge Aufnahme gefunden hatten, geschlossen und ein neuer Standort in Unna-Massen übernahm dessen Funktion bis 2009. Das Lager am Wellersberg geriet zunächst immer mehr in Vergessenheit. Gemäß der belgisch-deutschen Vereinbarung von 1961 war dann hier bis das Quartier "Wellersberg-Pepinster" für die belgischen Streitkräfte, die in der ehemaligen britischen Besatzungszone bis zu ihrem Abzug 1994 die militärische Kontrolle übernahmen.
Da jeder der hier untergebrachten Flüchtlinge, der den Verlust von Heimat, Hab und Gut erlitten hatte, das Torfragment aus bossierten Natursteinquadern, das die Wirren der Zeit überdauert hatte, passieren musste, hat es hohen symbolischen Wert im Sinn einer Gedenkstätte - auch mit Blick auf das Integrationspotenzial der Siegerländer Nachkriegsgesellschaft. Viele ehemalige Flüchtlinge verließen das abgegrenzte Lager durch das Portal mit neuer Hoffnung und wurden im Siegerland ansässig. 1970 lebten 45.000 ehemalige Flüchtlinge mit ihren Familien im heutigen Kreis Siegen-Wittgenstein. Erst im Jahr 2004 wurde das Lager Wellersberg durch ein Projekt der Universität Siegen unter Prof. Dr. Jürgen Reulecke, Dieter Pfau und Rainer Seidel mit einem Buch und einer Ausstellung neu ins Bewusstsein gerufen. Das Torfragment ist heute die zentrale Spur bei der Erinnerung an das größte Lager in NRW.
Die hinter den Pfeilern befindlichen Kasernenbauten wurden in den 1990er Jahren restlos abgerissen. 2019 wurde hier das Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe Südwestfalen (BiGS) eröffnet, an dem auch das Deutsche Rote Kreuz, das in unmittelbarer Nachbarschaft die Siegener Kinderklinik betreibt, beteiligt ist.
Hier befand sich das Eingangsportal der 1934/35 errichteten “Herzog-Ferdinand-Kaserne”, im Volksmund “Wellersberg-Kaserne” genannt. Auf Beschluss der britischen Militärregierung wurde 1945 in diesen Gebäuden das Hauptdurchgangslager Siegen zur Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches errichtet. Bis November 1951 war das Lager für über 309.000 Personen nach dem Verlust ihrer Heimat erste Zuflucht.
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