Landeszentralbank (ehemalige), Spandauer Straße

Die Deutsche Reichsbank erwarb 1908 das Grundstück in der Wilhelmstraße (heute Spandauer Straße) von den Gebrüdern Carl und Hermann Jüngst für 66.063,81 Mark. Auf dem Grundstück stand sich noch ein Gebäude, das nach Hinweis im Grundbuch nur noch Abbruchwert hatte.

Zuvor hatte die Reichsbank ihr altes Gebäude am Löhrtor, das sie seit der Reichsgründung am 1. Januar 1876 nutzte, für 45.000 Mark an die Firma Kippenberger verkauft.

Im November 1909 wurde mit dem Bau des neuen Reichsbankgebäudes begonnen, das aus Hausteinen errichtet wurde. Am 15. Mai 1911, nach rund 18 Monaten Bauzeit war "…ein stolzer Bau entstanden, der mit seiner überaus vornehm wirkenden Fassade unserer ganzen Stadt zur Zierde gereicht." (Siegener Zeitung Nr. 76 vom 31. März 1911)

Die architektonische Gesamtleitung hatte Architekt Neumann aus Berlin und zahlreiche Firmen aus dem heimischen Raum sind am Bau beteiligt gewesen, so z. B. Fassadenputz: Guckes und Brick, Siegen, Erdarbeiten: Fritz Zimmermann, Siegen, Marmor von Gerken Söhne, Siegen, Schmiedearbeiten durch Kottmann und Compagnie, Siegen, Lieferung von Walz- und Gusseisen: I. G. Reichwald, Siegen. Auch heute noch stellt sich das Haus mit seinen rustizierenden Quadern im Erdgeschoss als imposantes Bauwerk dar.

Bei dem Objekt handelt es sich um ein traufständiges, dreigeschossiges Bauwerk. Das Untergeschoss ist durch eine Quaderverblendung mit Natursteinen als Sockelgeschoss ausgebildet. Die darauf stehenden beiden anderen Geschosse sind durch doppelte Lisenen (senkrechte Mauerstreifen, die der Gliederung der Fassade dienen) zusammengefasst, die dann von einem Giebeldreieck im Dach bekrönt werden. Es ergibt sich so das Bild einer neoklassizistischen Tempelfassade. Dieser Baustil entspricht der Formensprache, die die Reichsbanken allgemein zu dieser Zeit bevorzugten. Im Erdgeschoss befand sich die Kassenhalle, darüber die Verwaltungsräume, aber auch Wohnungen der Direktoren. Die Formensprache setzt sich im Inneren im Treppenhaus fort.

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben teilweise zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte in den Jahren 1949-1950 und kostete 650.000 Deutsche Mark.

Der Denkmalwert bezieht sich insbesondere auf das Gebäude mit seinem Hauptbaukörper, der unter einem Vollwalmdach zusammengefasst wird, mitsamt dem leicht schmaleren rückwärtigen Teil. Im Inneren ist das Treppenhaus von besonderer Bedeutung.

Das Gebäude ist bedeutend für die Stadt Siegen, weil es zu den Institutionen in dieser Stadt gehörte, die Siegen als regionales Wirtschaftszentrum auszeichneten. Diese Funktion ist auch heute noch klar ablesbar. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche Gründe hinsichtlich der Architekturgeschichte und der Wirtschaftsgeschichte vor. Außerdem macht das Gebäude als neoklassizistischer Verwaltungsbau an einer Hauptverkehrsstraße in Siegen auch städtebauliche Gründe für seine Erhaltung und Nutzung geltend.

Die Einordnung als Baudenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes erfolgt auch unter dem Eindruck der im Jahr 2008/09 erfolgten Modernisierung und Renovierung des Gebäudes (Architekt: Jürgen T. Christ). Die Betriebsstelle Siegen der Deutschen Bundesbank, zuletzt angesiedelt in einem Neubau an der Koblenzer Straße, wurde 2007 geschlossen.

Durch die Renovierung und Sanierung des Gebäudes 2009 sind viele Teile und Flächen im Inneren des Gebäudes wieder freigelegt und sichtbar gemacht worden, so auch die in kleine viereckige Felder unterteilte Gipsdecke des Kassenraumes. Durch die Haupteingangstür gelangt man in den Vorraum, der im Sockelbereich mit Marmor verkleidet ist. Die gewölbte Decke ist in zarten, harmonischen Farben durch einen Restaurator ausgemalt worden - ebenso die noch vorhandenen Perlstäbe am Übergang von der Wand zur gewölbten Decke. Türen und Fenster wurden, soweit nicht mehr vorhanden, nach historischem Vorbild wieder gefertigt und eingebaut.

[Quellen: Historische Stadtkerne in Nordrhein-Westfalen, Regionalgruppe Südliches Westfalen und Münsterland - Kalender Denkmal des Monats, 2010]

Universitätsstadt Siegen (Stadtarchiv, Untere Denkmalbehörde, Bauaufsicht)
 


Kurzfassung (Text auf der Acryltafel)

Das ehemalige Gebäude der Reichsbank wurde von 1909-1911 am Standort Wilhelmstraße 10 a (jetzt Spandauer Straße 40) nach Plänen des Reichsbank-Baubüro-Leiters Julius Habicht (1874-1912), Bauleitung Architekt Neumann (Berlin), im neoklassizistischen Stil erbaut. Der Dreiecksgiebel zitiert die typische Tempelfront der Antike. Hinter dem Bossenmauerwerk im Hochparterre befand sich die Schalterhalle. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude leichtere Schäden, der hintere Gebäudeflügel wurde zerstört (Wiederaufbau 1949/50). In Nachfolge der 1945 von den Alliierten aufgelösten Reichsbank nutzte die Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen das Gebäude. Unter Wahrung der Fassade wurde das Gebäudeinnere mehrmals renoviert und verändert. Das in Privatbesitz übergegangene Gebäude wurde 2009 für Nutzung durch gewerbliche Mieter und die Universität Siegen unter denkmalpflegerischer Beteiligung umgebaut (Architekt Jürgen T. Christ). 


GPS-Koordinaten (Breiten- und Längengrad): 50.871213, 8.020736

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