Ehemaliges "Braunes Haus"

Das als “Braunes Haus” in Siegen bekannte Gebäude, in dem die Nationalsozialisten Verbrechen an politisch Andersdenkenden begingen, das durch die dort verübten Verbrechen während der NS-Zeit im Gedächtnis der, geht auf den 1703 errichteten Orangerie-Bau des ehemaligen Herrengartens zurück. Der Bau erfuhr bis in das 20. Jahrhundert hinein unterschiedliche Nutzungsänderungen. Als die fürstlichen Liegenschaften um 1810 an den Fiskus fielen, wurde der Herrengarten der Forstverwaltung zugewiesen. Aus dieser Verwendung rührt die Bezeichnung “Alte Oberförsterei” für das Gebäude her. 1814 wurde das Haus zwischenzeitlich als Lazarett für russische Soldaten genutzt. In späterer Zeit beherbergte das Gebäude einen Kinderhort und eine Hilfsschule, bevor es in die Nutzung der Nationalsozialisten geriet.

1933 bezog die NSDAP mit ihren Parteiorganisationen das Gebäude. Zunächst der Unterbann II/38 mit seinen fünf Gefolgschaften, später weitere Verwaltungsstellen. Die Bezeichnung “Braunes Haus” ist nicht auf die Nutzung durch die Nationalsozialisten zurückzuführen, sondern war bereits älter. Sie ist abgeleitet von dem gelbbraunen Putz des Gebäudes, wobei es in der NS-Zeit durch seine Nutzung in der Tat zu einem ‘braunen’ Haus wurde. Das “Braune Haus” diente den Nationalsozialisten als Verwaltungstube. In einem Fenster war zu Propagandazwecken dauerhaft “Der Stürmer” ausgehängt. Wiederholt ereigneten sich in dem Gebäude auch Verhöre mit teils schweren Misshandlungen an Gegnern des NS-Regimes und politisch Andersdenkenden. Die Schreie der Opfer drangen bis nach draußen und waren von den Anwohnern zu vernehmen. Schwere Misshandlungen ereigneten sich zum Beispiel am Abend des 25. Juli 1933. SA-Einheiten holten Kommunisten im Rahmen einer reichsweiten Aktion unter Vorwänden in das Braune Haus, wo sie sie folterten. Das Gebäude und die darin erfolgten Gräueltaten stehen sinnbildlich für die Verbrechen des NS-Regimes.

Die Nutzung des “Braunen Hauses” durch Organisationen der NSDAP dauerte bis kurz nach der Machtergreifung an. Danach zogen sie in das ehemalige Christliche Hospiz Knopsheim in der Emilienstraße, das wesentlich größere Kreishaus der NSDAP. Das “Braune Haus” wurde schließlich am 21. Januar 1938 abgebrochen. An seine Stelle trat ein Luftschutzbunker, der als Tiefbunkeranlage rund 500 Menschen Schutz bieten sollte.


Kurzfassung (Text auf der Acryltafel)

Das “Braune Haus” ist bekannt als Verwaltungssitz der Nationalsozialisten und Verbrechen an der Menschlichkeit. Ursprünglich war es jedoch die zum fürstlichen Herrengarten gehörige Orangerie, erbaut 1703, und erfuhr in den Jahrhunderten zahlreiche Nutzungsänderungen. Das Bauwerk diente der staatlichen Forstverwaltung als Oberförsterei, aber auch als Kinderhort und Hilfsschule. 1933 bezogen die Nationalsozialisten mit ihren Parteiorganisationen das Gebäude, das wegen seines gelbbraunen Putzes als “Braunes Haus” bezeichnet wurde. Zunächst waren dort der Unterbann II/38 mit seinen fünf Gefolgschaften, später weitere Verwaltungsstellen untergebracht. Gegner des NS-Regimes und politisch Andersdenkende wurden im “Braunen Haus” brutal verhört und misshandelt. Nach der Machtergreifung zog die Kreisleitung der NSDAP in das ehemalige Christliche Hospiz Knops-Heim in der Emilienstraße. Das Braune Haus wurde am 21. Januar 1938 abgebrochen. Durch Bauarbeiten in der Hindenburgstraße (seit 2023: Europastraße) wurde Raum für einen Tiefbunker zur Aufnahme von rund 500 Personen benötigt.


GPS-Koordinaten (Breiten- und Längengrad): 50.876208, 8.018197

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