Waltraud Steinhauer

(* 8. Februar 1925 | † 9. März 2002)

Am 8. Februar 1925 in Velbert geboren, absolvierte Steinhauer nach der Volksschule die Lehre zur Industriekauffrau und arbeitete von 1943 bis 1948 im kaufmännischen Bereich einer Eisengießerei. 1946 trat sie der IG Metall bei und wirkte seit 1948 als Gewerkschaftssekretärin beim DGB-Bezirk Düsseldorf-Mettmann. Über ihre dortigen Kontakte eröffnete sich ihr ab 1952/53 die Möglichkeit eines Studiums an der Akademie der Arbeit in Frankfurt. Durch die so erworbene Zusatzqualifikation stieg Waltraud Steinhauer zur Rechtssekretärin für Arbeits- und Sozialrecht beim DGB Nordrhein-Westfalen auf. Sich hier bewährend, setzte sie sich 1965 bei der Wahl um den Vorsitz des DGB-Bezirkes Siegen durch und bekleidete als erste Frau in der Bundesrepublik ein derartiges Amt. Neben ihrer Beschäftigung im Gewerkschaftsbund nahm Steinhauer ehrenamtliche Funktionen bei einer Reihe weiterer Organisationen wie der Selbstverwaltung der Landesversicherungsanstalt Westfalen oder dem Sozialausschuss der Evangelischen Kirche in Westfalen wahr. Nach Erreichen des 18. Lebensjahres begann Waltraud Steinhauer sich politisch zu engagieren und beantragte am 28. Oktober 1943, damals in Velbert südlich von Essen wohnend, die Aufnahme in die NSDAP. Dem Gesuch wurde seitens der örtlichen Parteiorgane am 1. Februar 1944 entsprochen und Steinhauer unter der Mitgliedsnummer 9.677.891 aufgenommen. Allerdings scheint sie innerhalb der Partei weder Ämter noch sonstige Funktionen bekleidet zu haben. Im Januar 1951 trat Steinhauer in die SPD ein. Sie wurde Mitglied des Unterbezirksvorstandes Siegen-Wittgenstein. Von 1969 bis 1988 gehörte sie dem Vorstand des SPD-Bezirkes Westliches Westfalen an. Seit 1972 war sie Mitglied des Parteirates der Bundes-SPD. Seit 1953 in Siegen beruflich tätig, wurde sie vom dortigen Stadtverband der SPD als Kandidatin für die Kommunalwahl aufgestellt und 1956 in den Stadtrat gewählt, dessen Mitglied sie bis 1974 blieb. In ihrer Zeit als Stadtverordnete engagierte sich in gesundheits- wie sozialpolitischen Fragen, so dass sich u. a. für die Planung eines Hallenbades einsetzte. Von 1963 bis 1969 Vorsitzende der SPD-Fraktion übernahm Steinhauer von 1969-74 das Amt der zweiten Bürgermeisterin der Stadt Siegen. Von 1966 bis 1985 übte Steinhauer beinahe zeitgleich mit ihrer Tätigkeit im Stadtrat ein Mandat im Kreistag Siegen aus. Als stellvertretende Fraktionsvorsitzende gehörte sie zahlreichen Ausschüssen wie dem Schulausschuss an, dessen Vorsitzende sie von 1969 bis 89 war. Daneben konnte sie ihre auf dem Feld der Sozialpolitik erworbenen Kenntnisse im Krankenhausplanungsausschuss, Kulturausschuss oder Sportausschuss einbringen. Ihr Interesse an kulturpolitischen Themen spiegelt sich darüber hinaus in ihrer Mitgliedschaft im Kreis-VHS-Beirat oder dem Kuratorium des Siegerlandorchesters wider. Als Angehörige des Gemeinsamen Ausschusses Kommunale Neugliederung dürfte Steinhauer gleichsam Einfluss auf die nach 1975 erfolgten Eingemeindungen nach Siegen ausgeübt haben. Als Nachfolgerin von Karl Wienand gehörte Steinhauer seit 1974 zur SPD-Bundestagsfraktion und zog über die Landesliste Nordrhein-Westfalen über die nächsten vier Perioden bis 1990 ins Bonner Parlament ein. Bereits nach kurzer Zeit in den Vorstand der SPD-Bundestagsfraktion gewählt, war sie zudem Mitglied in zahlreichen Gremien wie dem Sport- und Bildungsausschuss oder dem Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung. Für ihr politisches wie ehrenamtliches Engagement verlieh man Waltraud Steinhauer das Große Bundesverdienstkreuz sowie den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Mit Ende ihrer Abgeordnetentätigkeit zog Steinhauer zurück in ihren Geburtsort Velbert, wo sie am 9. März 2002 verstarb.


Kurzfassung (Text auf der Acryltafel)

Waltraud Steinhauer (1925-2002)
Gewerkschafterin, Kommunalpolitikerin und Bundestagsabgeordnete

Der Rat der Universitätsstadt Siegen hat am 22.11.2023 be­schlossen, Waltraud Steinhauer als verdiente Persönlichkeit der Siegener Stadtgeschichte zu ehren.

Die besonderen Verdienste Waltraud Steinhauers, seit 1946 Mitglied der IG Metall, be­stehen unter anderem in ihrem Wirken als erste weibliche Vorsitzende eines DGB-Be­zirkes (Siegen, ab 1965), als Mitglied im Parteirat der Bundes-SPD (ab 1972) und im Vor­stand des SPD-Bezirks Westliches Westfalen (1969-1988), als Mitglied im Siegener Stadtrat (1956-1974, davon sechs Jahre als SPD-Fraktionsvorsitzende), im Siegener Kreistag (1966-1985) und als erste stellvertretende (ehrenamtliche) Bür­germeisterin Siegens (1969-1974) sowie als heimische Bundestagsabgeordnete (1974-1990). Für ihr politisches wie ehrenamtliches Engagement erhielt Waltraud Steinhauer das Große Bundesverdienstkreuz sowie den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.


GPS-Koordinaten (Breiten- und Längengrad): 50.869682, 8.008575

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