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Hedwig Anna Marie Marianne Elise Lucie Heinzerling wurde am 12. Juni 1882 als Tochter des Reallehrers Dr. Jakob Heinzerling und seiner Frau Helene Neff in Siegen geboren. Nach dem Besuch der hiesigen Volkschule wie der Höheren Mädchenschule ging sie nach Berlin und legte dort 1907/08 ihr Sprachexamen in Französisch und Englisch ab. Daran anschließend ebendort das Handelsseminar erfolgreich absolvierend, schrieb sie sich für verschiedene Seminare u. a. an der Universität Genf ein. Hiernach wieder an die Spree zurückkehrend, trat sie dort im Oktober 1910 ein Praktikum an, um dann nach kurzer Zeit wieder in ihre Geburtsstadt zurück zu kehren. Dann verschiedene Praktikantenstellen in Siegen und Berlin absolvierend, ging sie von 1912 bis Anfang 1913 als Sprachund Handelslehrerin an die Staatliche Handels- und Gewerbeschule nach Posen. Von hier aus eine ähnliche Anstellung in Berlin und Hamburg wahrnehmend, fungierte Heinzerling im Verlauf des Ersten Weltkrieges als Referentin in der hiesigen staatlichen Kriegsamtsnebenstelle, welche die Zentralisierung der Kriegswirtschaft unterstützen sollte.
Im Mai 1919 trat sie in den Schuldienst des Zweckverbandes der Berufs-, Berufsfach- und Fachschulen für den Stadt- und Landkreis Siegen ein. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zur Gewerbehandelsoberlehrerin aufsteigend, wurde sie auf Anweisung der britischen Militärregierung im Juni 1946 kurzzeitig suspendiert. Nachdem Heinzerling als Dolmetscherin im Landratsamt gearbeitet hatte, wurde sie Anfang Oktober des gleichen Jahres wieder zum Schuldienst zugelassen und trat eine Stelle als stellvertretende Direktorin der Gewerblichen Berufsschule für Jungen an. Im Anschluss hieran vertretungsweise die Leitung der hauswirtschaftlichen und kaufmännischen Schulen innehabend, trat Hedwig Heinzerling im Juli 1948 in den Ruhestand. Dieser hielt sie jedoch nicht davon ab, bei Lehrermangel wieder als Englischlehrerin aktiv zu werden.
Zu ihrer beruflichen Passion als Pädagogin trat bereits früh ein ehrenamtliches Engagement. Um die Jahrhundertwende bereits als Schülerin im Armen-Unterstützungsverein aktiv, galt ihr Einsatz insbesondere der Betreuung von Kindern und Jugendlichen. In Kooperation mit der Stadt Siegen, mit dem Verein Volkswohl und dem Frauenverein des Roten Kreuzes setzte Heinzerling durch, dass am Wellersberg die erste Kinderkrippe, das spätere DRK-Kinderkrankenhaus gegründet werden konnte. Zeitgleich förderte sie die Einrichtung eines weiteren Kinderhortes in der Hindenburgstraße. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges brachte sich Heinzerling auf verschiedenen Ebenen ein, so richtete sie mit Lizbeth Mumm die Veranstaltung "Haltet aus! Schutz- und Trutzabend des Heimatheeres" aus und organisierte sich im Kriegsverlauf somit bei der Unterstützung der sogenannten Heimatfront. Mit dem Niedergang des Kaiserreiches und dem Beginn der Weimarer Republik eröffnete sich Hedwig Heinzerling die Möglichkeit, sich aktiv in der Politik zu engagieren. Trotz einer vielfach ablehnenden Haltung gegenüber Frauen als Parlamentarier schloss sie sich der neugegründeten "Deutsch-Demokratischen Partei" (DDP) an und saß für diese von 1919 bis 1924 in der Siegener Stadtverordnetenversammlung. Hiernach nicht wieder in den Stadtrat gewählt, kam sie 1929 als Nachrückerin noch einmal zum Zuge und übte ihr Abgeordnetenmandat bis zu den Novemberwahlen 1932 aus. In der Zeit der NS-Herrschaft sich aus der Kommunalpolitik zurückziehend, konzentrierte sie sich ganz auf ihre Arbeit in verschiedenen Bildungseinrichtungen.
Nach Kriegsende schon bald durch die britischen Militärbehörden wieder zur Ausübung beruflicher wie politischer Tätigkeiten zugelassen, gehörte Hedwig Heinzerling von 1945 bis 1957 als Mitglied der neu gegründeten FDP dem Rat der Stadt Siegen an. Hier setzte sie sich insbesondere für den Bau von Kindergärten sowie für bildungs- und gesundheitspolitische Belange ein. Ein Hauptaugenmerk lag dabei auf den Ausbau und der Verbesserung des Lehrbetriebs an Berufs- und Berufsfachschulen. Ebenso leistete sie einen erheblichen Beitrag zur Gründung der hiesigen Volkshochschule 1948, die als Kooperation von Kreis und Stadt ins Leben gerufen wurde. Sich bis ins hohe Alter mit Fragen der Kommunalpolitik beschäftigend und sich dazu äußernd, starb Hedwig Heinzerling 1973 in ihrer Geburtsstadt.
Als "Politikerin und Pädagogin von großem Format" geehrt, erhielt Heinzerling für ihren in vielen Bereichen gezeigten Einsatz das Bundesverdienstkreuz am Bande als auch 1966 den Ehrenbrief der Stadt Siegen.
Quellen
Literatur
Der Rat der Universitätsstadt Siegen hat am 22. November 2023 beschlossen, Hedwig Heinzerling als verdiente Persönlichkeit der Siegener Stadtgeschichte zu ehren.
Die examinierte Lehrerin, Dolmetscherin und Siegener Stadtverordnete (1919 bis 1924, 1929 bis 1932 [DDP] und 1945 bis 1957 [FDP]) setzte sich ein für die Gründung der DRK-Kinderklinik, der Siegener Volkshochschule (1948) und die Verbesserung des Lehrbetriebs an Berufs- und Berufsfachschulen. Von 1919 bis 1945 unterrichtete sie an den Berufs-, Berufsfach- und Fachschulen Siegen, 1946 bis 1948 war sie vertretungsweise Direktorin der Gewerblichen Berufsschule für Jungen und der hauswirtschaftlichen und kaufmännischen Schulen (ab 1948 “Hauswirtschaftliche und gewerbliche Berufs-, Berufsfach- und Fachschulschule für Mädchen des Siegerlandes”, jetzt Berufskolleg Allgemeingewerbe, Hauswirtschaft und Sozialpädagogik des Kreises Siegen-Wittgenstein). Besonderes Anliegen war ihr die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf allen gesellschaftlichen Ebenen.
Für ihr Engagement erhielt Hedwig Heinzerling das Bundesverdienstkreuz am Bande sowie den 1966 den Ehrenbrief der Stadt Siegen.
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