"Friedhof der Zukunft" im Fokus


Die Stadt Siegen will ihre städtischen Friedhöfe zukunftsfähig machen. Die Verwaltung reagiert damit auf die massiven Umbrüche in der heimischen Friedhofs- und Bestattungskultur. Die Herausforderungen sind groß: Die Nachfrage nach pflegefreien Grabarten und alternativen Bestattungsangeboten steigt weiter an, Gräber werden nicht mehr verlängert und Urnen-Beisetzungen immer stärker nachgefragt, dazu kommt ein Zuwachs der Sterberate aufgrund der demografischen Entwicklung. Eine Folge: Immer mehr freie Flächen auf den Friedhöfen, die von städtischer Seite unterhalten und bewirtschaftet werden müssen.

Die städtische Grünflächenabteilung hat nun einen langfristigen Veränderungs- und Anpassungsprozess auf den Weg gebracht: Den Anfang machte jetzt (Mittwoch, 5. März 2025) ein Strategietag "Friedhof 2050" zur Zukunft und Entwicklung der Friedhöfe in Siegen. Ziel ist die Entwicklung eines strategischen "Zukunftskonzepts", mit dem die Friedhofsverwaltung bürgernah arbeiten kann, um für den Wandel gerüstet zu sein. Mit Vertretern des bundesweit tätigen Beratungsunternehmens "WEIHER Friedhofsexperten" fand deshalb eine ausführliche Begehung des Lindenbergfriedhofs statt, von städtischer Seite mit Stadtbaurat Henrik Schumann, der Leiterin der Arbeitsgruppe Friedhöfe, Birgit Weller, und weiteren Mitarbeitenden der Grünflächenabteilung. Daran schloss sich ein mehrstündiger Workshop am „Runden Tisch“ in der Siegerlandhalle an, bei dem rund 30 lokale Interessenvertreter und Akteure - Vertreterinnen und Vertreter der Politik, der Beiräte, der Glaubensgemeinschaften, Bestattungsunternehmen und friedhofsnahen Gewerke - die Ausgangslage analysierten und erste Ideen für den "Friedhof der Zukunft" entwickelten. Der Austausch mit allen Beteiligten und der Politik wird fortgesetzt.

Stefan Lubowitzki, Geschäftsführer des "Ingenieurbüros WEIHER - die Friedhofsexperten" aus Freiburg, moderierte den Abend und stellte eine "Potenzialanalyse" für die Siegener Friedhöfe am Beispiel des Lindenbergfriedhofs vor. Untersucht worden waren auch der Friedhof Oberschelden und der Friedhof Geisweid. Genau unter die Lupe genommen hatten die Friedhofsexperten dabei unterschiedliche Kategorien wie Grabarten, Fläche und Aufenthaltsqualität, Wirtschaftlichkeit oder die Funktion eines Friedhofs. Dabei ging es unter anderem um die Weiterentwicklung der Friedhöfe als "Orte der Trauer", aber auch der Begegnung und Erholung. Herausforderungen für die Friedhofsverwaltung seien beispielsweise die großen Freiflächen, die Barrierefreiheit, Lücken auf bestehenden Grabfeldern, die hohe Anzahl an Bestattungen oder der hohe Aufwand bei der Pflege der Grünflächen.

Themen waren unter anderem die wirtschaftliche und nachhaltige Nutzung der Flächen, Nutzung der Digitalisierung, moderne Infrastruktur, die grundsätzlich für alle Friedhöfe - unabhängig von Lage und Größe - skalierbar sind. Ideen wurden entwickelt zur Urnenbestattung beispielsweise in Gemeinschaftsgräbern, in Streuobstwiesen, in Hochbeeten zur Erleichterung der Pflegearbeiten, in Gräserinseln oder Urnenstelen in Hecken.

Die Ausgangslage

Die Stadt Siegen unterhält derzeit 34 Friedhöfe, davon stehen 24 sowie der Friedhofswald für Bestattungen zur Verfügung. "Die Zahlen zeigen uns deutlich, dass sich die Bestattungskultur in Siegen verändert hat. Früher dominierten die klassischen Sargbestattungen, heute liegt der Anteil an Urnenbeisetzungen bei rund 72 Prozent. Pflegefreie Grabarten wie Rasengrabstätten oder Baumgräber werden zunehmend nachgefragt", fasst Stadtbaurat Henrik Schuman zusammen. Mehr als die Hälfte der Urnenbestattungen finden im städtischen Friedhofswald statt.