Bilanz: Ein Jahr Umweltspur

Etwa ein Jahr nach der Einrichtung der Siegener Umweltspur zieht die städtische Straßen- und Verkehrsabteilung Bilanz: Am Dienstag, 18. Februar 2025, wurden der Politik die Ergebnisse und Auswertungen im Verkehrsausschuss im Rathaus Geisweid vorgestellt. 

“Das Thema bewegt die Menschen”, weiß Stadtbaurat Henrik Schumann. Für die Bilanz sei es aber wichtig, sich aber vor allem auf Zahlen und Fakten, statt auf “Gefühle” zu konzentrieren. Und die sähen “grundsätzlich zufriedenstellend” aus, auch wenn an einigen Stellen noch Anpassungen erforderlich seien, wie Benjamin Hinkel, Leiter der Straßen- und Verkehrsabteilung, berichtet. Wichtig sei hier vor allem die langfristige Beobachtung: Die Stadt Siegen möchte die Mobilitätswende vorantreiben und den Anteil des Umweltbundes (ÖPNV, Rad- und Fußverkehr) erhöhen. 

Um eine aussagekräftige Bilanz zur Umweltspur ziehen zu können, hat die städtische Straßen- und Verkehrsabteilung mehrere Daten als Grundlage herangezogen. So wurden unter anderem über 730 Stunden Videomaterial von Geräten ausgewertet, die den Verkehr im Stadtgebiet erfassen, zudem wurden Unfallstatistiken der Polizei sowie Erfahrungen der Verkehrsbetriebe eingeholt. Für die Verkehrsbeobachtung hatte sich die Stadtverwaltung Unterstützung von der Universität Siegen eingeholt, die unter anderem die Fahrzeitentwicklung vor und nach Einrichtung der Umweltspur anhand von sogenannten Floating-Car-Daten (FCD) aus den GPS-Geräten der Fahrzeuge untersucht hat. 

Das Fazit: Der Verkehrsablauf ist grundsätzlich zufriedenstellend für ein Oberzentrum, auch wenn es zu den Spitzenzeiten einige Verlängerungen für den motorisierten Individualverkehr gibt. Morgens zwischen 7.00 und 8.00 Uhr war die Fahrzeit in Richtung Geisweid 2024 mit Umweltspur etwa zwei Minuten länger als vor der Spur-Einrichtung 2023, in Richtung Siegen musste man um diese Uhrzeit 5 Minuten zusätzliche Fahrzeit einrechnen. Am Nachmittag kamen zwischen 16.00 und 17.00 Uhr in Fahrtrichtung Geisweid im Vergleich 3 Minuten Fahrzeit hinzu, in Richtung Siegen benötigte man zur gleichen Zeit 2024 etwa 6 Minuten länger als noch im Jahr 2023. Unterstrichen wird dies durch die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit, die sich etwas verlangsamt hat. 

“Die Rückstaubildungen sind räumlich und zeitlich eingrenzbar, wir haben keinen dauerhaften Rückstau über den gesamten Tag”, erklärt Benjamin Hinkel. Einige Bereiche wie beispielsweise die Weidenauer Straße zwischen Breite Straße und HTS-Anschluss Sieghütte, der HTS-Anschluss Weidenau-Nord, der Bereich um das Klinikum Siegen und die Zufahrten zu den beiden Gymnasien in Weidenau (nur zu Hol- und Bringzeiten) seien konfliktbehaftet; hier habe man bereits im vergangenen Jahr Anpassungen vorgenommen, weitere seien in diesem Jahr geplant. Eine Besserung hatte sich beispielsweise bereits durch die Modernisierung der Ampelanlagen ergeben: Hier wurden im vergangenen Herbst Steuergeräte ausgetauscht und Signalprogramme angepasst, sodass die Ampeln jetzt besser aufeinander abgestimmt werden können, was vorher nicht der Fall war. In diesem Jahr sollen 15 weitere Anlagen angepasst werden. “Durch die Untersuchungen der Universität haben wir eine Basis, auf der wir aufbauen und weitere Verbesserungen vornehmen können”, sagt Stadtbaurat Henrik Schumann. 

Positiv ist das Fazit der Verkehrsbetriebe: “Mithilfe der Umweltspur hat sich die Pünktlichkeit im ÖPNV erhöht, die Verkehrsbetriebe befürworten die Umweltspur ausdrücklich”, so Hinkel. Darüber hinaus sei zu beobachten, dass im Vergleich pro Tag etwa zehnmal so viele Radfahrende auf den Straßen unterwegs sind als zuvor. Ein Blick auf die Unfallauswertung der Kreispolizei Siegen-Wittgenstein zeigt, dass die Gesamtzahl der Unfälle sich im Vergleich zu den Vorjahren nicht erhöht hat (2022: 72, 2023: 71, 2024: 70). Von insgesamt 70 Verkehrsunfällen im Jahr 2024 haben sich 18 auf der Umweltspur ereignet. Davon war zwölfmal der ÖPNV beteiligt, viermal der Radverkehr. Hauptursache für Unfälle war das Abbiegen nach rechts bei parallel fahrenden Bussen oder Radfahrenden. Verglichen mit den Vorjahren sind damit bei annähernd gleicher Unfallanzahl weniger Pkw-Pkw-Unfälle zu verzeichnen.  

Strengere Richtwerte für Feinstaubbelastung

Die Umweltspur soll auch dazu beitragen, die Emissionen im Stadtgebiet zu senken. Denn die gesetzlichen Vorgaben wurden verschärft, nach EU-Richtlinie ist bis zum Jahr 2030 ein strengerer Grenzwert für Luftschadstoffe (20 µg/) einzuhalten. In der Vergangenheit hatte die Stadtverwaltung deshalb unter anderem bereits die Ampelschaltung im Bereich Kölner Tor angepasst, um den Kfz-Verkehr in der Sandstraße zu reduzieren und diesen auf die Hüttentalstraße (HTS) zu verlagern. Damit konnten die damals gültigen Grenzwerte zur Feinstaubbelastung eingehalten werden. Basierend auf den zuletzt gemessenen NOx-Werten und auf Grundlage der neuen Grenzwerte ist allerdings bis 2030 eine weitere Reduzierung um 13 µg/ notwendig. Um diese neuen Grenzwerte einhalten zu können, ist es notwendig, ein gutes Infrastrukturangebot für den Umweltverbund zu schaffen und damit die Anreize für einen Umstieg auf emissionsarme Verkehrsträger zu erhöhen.  
 

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