Städtebauförderprojekt "Siegen - Zu neuen Ufern" - Ein Projekt im Rahmen der Südwestfalen Regionale 2013
Das Projekt
"Siegen - Zu neuen Ufern", das klingt nach Aufbruch, einer Brise Wagemut und Zukunft. Genau in diesem Sinne ist der Siegener Beitrag zur "Südwestfalen Regionale 2013" auch gemeint. Die Stadt Siegen will nicht weniger, als sich für die Zukunft neu zu definieren. Dabei nutzt sie die Stärken, die im Kern bereits angelegt sind.
Siegen ist eine Stadt am Fluss. Die Sieg war es, die die Franken bei ihren Eroberungs- und Besiedelungszügen in frühester Zeit in unsere Gegend führte. Am Ufer der Sieg errichteten sie die Martinikirche als Burgkapelle. Später war die Sieg Quelle des Wohlstands. Denn sie spendete Kraft und Energie für die Hammerwerke, die das Qualitätsprodukt Eisen bearbeiteten. Jahrhunderte später, in einer Zeit, an die sich die Älteren noch erinnern, war die Sieg schmutzig, manchmal gefährlich, wenn sie über die Ufer trat. Der Fluss wurde gebändigt und versteckt. Nützlichkeitserwägungen standen aus damaliger Sicht zu Recht im Vordergrund. Dennoch blieb die Sieg Lebensader und damit blieb auch die Sehnsucht, diese im Alltag zu erleben. […]
Siegen ist Universitätsstadt. Die Zahl der Studierenden ist inzwischen auf über 18.000 angewachsen. Für Stadt und Region ist es ein Segen, im permanenten Austausch mit Lehrenden und Studierenden zu sein. Nicht nur die Unternehmen, sondern auch das kulturelle und gesellschaftliche Leben werden durch die Faktoren Innovation und Kreativität bereichert. Allerdings bleibt das Selbstverständnis als Universitätsstadt hinter den messbaren Fakten zurück. Das liegt nicht zuletzt an der dezentralen Lage der Universitätsgebäude auf dem Haardter Berg. Deshalb ist es nicht übertrieben, von einer Jahrhundertchance zu sprechen, wenn die Universität im Zuge der Regionale in das Untere Schloss einzieht. Die Wirtschaftsfakultät mit derzeit 3500 Studierenden wird im Herzen der Stadt ihr Domizil aufschlagen.
Siegen steht eine spannende Entwicklung bevor, die während der Bauphase mit Beeinträchtigungen verbunden sein wird. Das Ziel vor Augen, lohnt es sich jedoch allemal, diese Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen und an der Entwicklung mitzuarbeiten.
Die Umgestaltung der Innenstadt im Überblick
Eine Innenstadt umzubauen, ist kein leichtes Unterfangen. Deshalb hat die Stadt Siegen einen sogenannten Freiraumplanerischen Wettbewerb ausgeschrieben, um Planungsbüros europaweit zu Entwürfen aufzufordern. Eine Jury, zusammengesetzt aus Vertretern von Rat und Verwaltung, aber auch aus unabhängigen Architekten und Landschaftsplanern, traf in einem mehrstufigen Verfahren die Entscheidung. Ausgewählt wurde schließlich der Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft Loidl/BPR mit Sitz in Berlin und München.
Der große Lageplan zeigt den Innenstadtbereich, auf den sich die Umgestaltung bezieht. Er erstreckt sich von der Bahnhofstraße, entlang der Sieg und der parallel verlaufenden Sandstraße bis in die Kölner Straße, Höhe Dicker Turm.
Auf zu neuen Ufern
Ersichtlich ist aus dem Lageplan, dass die Sieg im Abschnitt zwischen Siegbrücke und Hindenburgbrücke freigelegt wurde. Die Siegplatte ist mittlerweile verschwunden. Für die Flussüberquerung sind drei Brücken neu geplant. Von Nord nach Süd: Die sog. Oberstadtbrücke, Verbindung zwischen Brüder-Busch-Straße und Kunstweg, die Brücke in Verlängerung der Bahnhofstraße, und die Apollobrücke, Verbindung zwischen Theater und dem Gelände des ehemaligen Dornseifer-Supermarkts.
Weniger Verkehr - mehr Parkplätze
Kenntlich macht der Plan weiterhin, dass die Fußgängerzone Bahnhofstraße überarbeitet wird. Die Brüder-Busch-Straße, die entlang der Sieg verläuft, wird zu einem Boulevard ausgebaut. Der gegenüberliegende Kunstweg wird aufgewertet. Unter anderem entsteht dort, etwa auf der Höhe des derzeitigen Sonnenstudios, eine Auskragung, die das Potential für eine gastronomische Nutzung hat. Die Sandstraße, vormals vierspurig geführt, wurde auf zwei Spuren eingeengt, was zum einen zu einer Verkehrsberuhigung führt, zum anderen Platz schafft für Kurzparkerstellplätze entlang der Geschäftsfront. Am Kölner Tor wurde eine platzähnliche Situation geschaffen. Dafür wurde die Bushaltestelle Kölner Tor in Richtung Obergraben verlegt. Auf der gegenüberliegenden Seite entstand eine neue Haltestelle, die unter anderem die gute Erreichbarkeit des Universitätsstandortes Unteres Schloss gewährleistet.
Der Clou des Planungsentwurfs ist die Treppenanlage, die auf einer Länge von über 100 m zur Sieg führt. Stufen führen hinunter zum Flusslauf. Die Stufen selbst und eingebaute Sitzbänke laden zum Verweilen ein. Verbunden wird die Treppenanlage mit der Bahnhofs- bzw. Hindenburgstraße durch eine Rampe, die von Fußgängern genutzt werden kann.
Campus Unteres Schloss
Siegen ist Universitätsstadt. Vor genau 40 Jahren wurde auf dem Haardter Berg im heutigen Stadtteil Weidenau die Gesamthochschule Siegen gegründet, die seit 1980 Universitätsstatus genießt. Mit der Bildungseinrichtung unterstützte das Land Nordrhein-Westfalen die damals noch weitgehend montanabhängige Region erfolgreich dabei, einen Strukturwandel zu vollziehen. Die kommunalpolitisch Verantwortlichen ergriffen diese Chance mit Freuden und stellten in Rekordzeit auf dem Haardter Berg ein großes Areal als Standort für die Hochschule zur Verfügung.
Die Universität wuchs und gedieh. Heute absolvieren über 19.200 junge Menschen ihre akademische Ausbildung in Siegen. Ursprünglich ausgegangen war man bei der Anlage der Gebäude Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre von 8.000 Studierenden. Es liegt auf der Hand, dass die Universität inzwischen unter akuter Platznot leidet. Es fehlt an Seminarräumen und Hörsälen, aber auch an bezahlbarem Wohnraum.
Neuer Campus im Unteren Schloss
Siegen hat zwei Schlösser. Im Oberen Schloss, dem älteren von beiden, hat das Siegerlandmuseum sein Domizil. Das Untere Schloss ist im Eigentum des Landes Nordrhein-Westfalen und dient seit vielen Jahrzehnten als Behördenhaus. Die dreiflügelige Anlage aus dem 17. Jahrhundert ist stadtbildprägend, jedoch wenig integriert in das öffentliche Leben.
Dass die Universität Siegen hier im Unteren Schloss eine standesgemäße Dependance haben und ihre Kapazität erweitern könnte, ist als Idee nicht neu. Doch erst Umstrukturierungen von Behörden auf Landesebene und die Investitionsbereitschaft der Fachministerien für Bildung bzw. Justiz machten den Weg für konkrete Planungsschritte frei.
Campus Unteres Schloss - Eine Jahrhundertchance
Die Errichtung des "Campus Unteres Schloss" für 3500 Lernende und 200 Lehrende setzt Entwicklungsimpulse, die Siegen mittelfristig stark verändern werden. In der Oberstadt wird eine studentische Dienstleistungs-, Geschäfts- und Kneipenszene entstehen. Siegen wird mit dem Campus rund um das Untere Schloss in wesentlich stärkerem Maße als Universitätsstadt wahrgenommen, nicht nur bei der eigenen Bevölkerung, sondern auch bei den Studierenden und Lehrenden in ganz Deutschland. „Das ist auch unter dem Gesichtspunkt der demografischen Entwicklung ein Anker in die Zukunft für die Stadt und die Region und schafft Perspektiven für unsere Wirtschaft“, kommentiert Bürgermeister Mues das Projekt.
Für das Jahrhundertprojekt "Campus Unteres Schloss" werden insgesamt 70 Mio. Euro investiert, einschließlich der Kosten für den Umzug des Krankenhauses nach Weidenau sowie Erwerb und Umbau des Stadtkrankenhauses durch die privaten Investoren.
Die Planungshoheit für den Umbau des Unteren Schlosses liegt beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW. Der 1. Spatenstich zum Umbau erfolgte am 20. September 2013. Einzug halten wird die Universität voraussichtlich 2016.
Bauzeiten-Ablaufplan: Die neun Phasen der Baumaßnahme
Der Umbau der Innenstadt ist, bildlich gesprochen, eine Operation am offenen Herzen der Stadt. Die Bauarbeiten beziehen sich auf den Bereich Siegens, der täglich von Zehntausenden Menschen frequentiert wird. Anwohner, Arbeitnehmer, Kunden und Besucher sollen trotz Baumaßnahme ihre Innenstadt erreichen können. Deshalb haben die Planer die Arbeiten in neun Phasen eingeteilt.
Schritt für Schritt zur neuen Mitte
Der Zeitstrahl zeigt: Die Baumaßnahmen erstrecken sich vom Frühjahr 2012 bis Herbst 2016. Die einzelnen Schritte sind überlappend geplant. Nur dadurch kann das ehrgeizige Projekt in vergleichsweise kurzer Zeit umgesetzt werden. Zugleich hat oberste Priorität, die Innenstadt für Fußgänger und Pkw-Verkehr funktionsfähig zu erhalten.
Einzelheiten zu den Abschnitten:
Phase 1:
Verlegung Abwasserkanal; Abriss Siegplatte (April bis Oktober 2012)
Phase 2:
Kölner Tor, Sandstraße, Kunstweg (Oktober 2012 bis Oktober 2013)
Phase 3:
Oberstadtbrücke, Balkone, Mauerkrone (April 2013 bis Juni 2015)
Phase 4:
Kölner Straße - 1. Bauabschnitt, Sanierung Stadtmauer (April 2013 bis November 2014)
Phase 5:
Abriss und Neubau der Siegbrücke (November 2013 bis Juli 2015)
Phase 6:
Neubau Treppenlage und Ufermauer; Gestaltung Sieg-Sohle (Juli 2014 bis Juli 2015)
Phase 7:
Umbau Bahnhofstraße und Brüder-Busch-Straße (April 2015 bis April 2016)
Phase 8:
Apollo-Brücke, Hammerhütter Weg (Juni 2015 bis Juli 2016)
Phase 9:
Kölner Straße - 2. Bauabschnitt (Juni 2015 bis November 2015)