Waldgebiet Tiergarten punktet für das Klima: In den nächsten 100 Jahren wird auf die forstwirtschaftliche Nutzung verzichtet
Der Ausschuss für Umwelt, Klima und Energie hat Anfang Mai 2021 beschlossen, das städtische Waldgebiet Tiergarten in Siegen-Weidenau aus der forstlichen Nutzung zu nehmen. Damit schützt die Stadt Siegen für 100 Jahre auf einer Fläche von rund 85 Hektar den ökologisch wertvollen Wald mit teilweise über 200 Jahre alten Bäumen. Die daraus erzielbaren Ökopunkte werden dem Ökokonto der Stadt Siegen gutgeschrieben.
Die Waldfläche des Naturwaldes Tiergarten wird im Rahmen der Zertifizierung nach dem Wald-Standard des FSC-Deutschland als Fläche mit besonderer Naturschutzfunktion ausgewiesen und mit den Zielen des künftigen Erholungs- und Naturwaldes Tiergarten weiterentwickelt.
Forstliche Bedeutung und Nutzung des Waldgebietes Tiergarten
Das städtische Waldgebiet Tiergarten besteht auf einer Fläche von etwa 100 Hektar aus überwiegend alten Eichen- und Buchenwäldern (80 bis 220 Jahre). Die forstliche Planung sah in den kommenden Jahren in den erntereifen Waldbeständen auf einer Fläche von 51 Hektar die Fällung und Nutzung der teilweise über 200 Jahre alten Bäume vor. Zum Erhalt der ökologisch wertvollen alten Bäume wird das Waldgebiet Tiergarten in einer Größe von 85,55 Hektar aus der forstlichen Nutzung genommen. Die hierfür in Frage kommende Fläche ist in der nachfolgenden Karte dargestellt:
Ökologische Bedeutung des Waldgebietes Tiergarten
Alte Wälder mit einer natürlichen Zusammensetzung bieten einen einzigartigen und wichtigen Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Aufgrund der flächenhaften forstlichen Nutzung sind naturnahe Wälder in Deutschland jedoch selten geworden. Um die biologische Vielfalt langfristig zu erhalten, ist es daher notwendig, einen Teil der genutzten Waldflächen besonders zurückhaltend und schonend zu bewirtschaften oder ganz aus der Nutzung zu nehmen und die Bäume ihr natürliches Alter erreichen zu lassen. Dieses natürliche Alter wird für Waldbestände aus Rotbuche mit 400 Jahren und für Waldbestände aus Eiche mit über 500 Jahren angenommen!
Buchen im natürlichen Alter kann man sehr gut an der sogenannten Buchenreihe im Tiergarten beobachten. Insbesondere das Fehlen von alten Bäumen, der geringe Anteil an Totholz und die fehlende Vielfalt hat viele an Alt- und Totholz angepasste Tierarten selten werden lassen. Der Weidenauer Tiergarten ist ein großer, geschlossener Laubholzbestand, dominiert von Stieleiche (etwa 60 Prozent) und Rotbuche (etwa 18 Prozent). Kleinflächig kommen auch Europäische Lärche, Waldkiefer, Bergahorn, Birke, Eberesche, Hainbuche, Douglasie und Fichte vor. Aufgrund der Borkenkäferkalamität mussten alle Fichtenbestände geerntet werden.
Der historische Wald ist durch das großflächige Vorkommen alter Eichen- und Buchenbestände eine regionale Besonderheit. Die Altholzbestände sind geprägt von einem hohen Anteil an stehenden und liegenden Totholz, einer großen Anzahl von natürlichen Baumhöhlen und bieten Lebensraum für viele Tierarten, die auf diese Habitate angewiesen sind. Darunter befinden sich auch streng geschützte Vogel- und Fledermausarten. Unter anderem wurden im Tiergarten sechs verschiedene Spechtarten nachgewiesen sowie aus der Gruppe der Fledermäuse das Braune Langohr und der Große Abendsegler.
Aktuell ist der Tiergarten als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Die hohe ökologische Bedeutung des Waldgebietes zeigt sich auch daran, dass der Tiergarten im aktuellen Entwurf des Regionalplanes Arnsberg (Räumlicher Teilplan Märkischer Kreis, Kreis Olpe, Kreis Siegen-Wittgenstein, November 2020) als künftiger "Bereich für den Schutz der Natur" dargestellt ist.
Darüber hinaus kommt dem Erlebniswald Historischer Tiergarten seit Jahrzehnten eine große Bedeutung als stadtnahes Erholungsgebiet zu.
Alle Informationen zum Erlebniswald Historischer Tiergarten finden sich hier ...
So werden künftig im Waldgebiet Tiergarten nur noch im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht Bäume an den Wegen und Erholungseinrichtungen zurückgeschnitten oder gefällt. Sollte die Fällung einzelner Bäume notwendig werden, wird der geringste Eingriff zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit gewählt. Dies kann das Reduzieren der Baumkrone bedeuten, sodass ein Teil des Baumes als stehendes Totholz und der andere Teil als liegendes Totholz vor Ort verbleibt.
Die ökologische Entwicklung des geschützten Waldes wird regelmäßig durch die Aufnahme vorkommender Tier- und Pflanzenarten untersucht.