Umgestaltung Bunkerkomplex in der Burgstraße: Sachstand Förderantragstellung
Die Universitätsstadt Siegen hat Fördermittel für die Umgestaltung des zweiteiligen Bunkerkomplexes in der Burgstraße zur Erweiterung des Siegerlandmuseums beantragt. Bereits ein Jahr zuvor - im Herbst 2020 - wurden Förderanträge auf Basis des Entwurfs des 1. Preisträgers des hochbaulichen Wettbewerbs gestellt, leider ohne Erfolg. Dieser sah einen gemeinsamen Eingang im kleinen Bunker vor und über die unterirdische Verbindung sollten die verschiedenen Ebenen erschlossen werden. Dies sorgt dafür, dass die Nutzungen Gemeinbedarf und Museum nicht klar voneinander abgrenzbar und fördertechnisch abrechenbar sind. Diese Anforderung war bei der Antragstellung 2020 nicht Voraussetzung.
Nun wurde das Bau- und Nutzungskonzept überarbeitet und speziell auf die anvisierten Förderzugänge zugeschnitten, damit die jeweilige Förderfähigkeit sichergestellt und auch eine abrechnungstechnische Schnittstelle definiert werden kann.
Neues Bau- und Nutzungskonzept
Das neue Bau- und Nutzungskonzept 2021 sieht eine Aufteilung von Museums- und Gemeinbedarfsflächen in den beiden Hochbunkern vor. Zudem soll ein neues Verbindungsbauwerk zwischen beiden Bunkern zur Erschließung der jeweiligen Gebäude (oder im Einzelfall auch zur gemeinsamen Nutzung) errichtet werden.
Der große Bunker soll Platz für die Erweiterung der Ausstellung des Siegerlandmuseums bieten. Die Flächen sollen zur Präsentation der Stadt- und Regionalgeschichte genutzt werden und einen Bereich für wechselnde Sonderausstellungen vorsehen. Grundlage ist ein Museumskonzept, das den Schwerpunkt auf die digitale Vermittlung von kultureller Bildung setzt. Kernelemente des Konzepts sind ein "Willkommensraum" mit einführendem Überblick zur Historie von den Anfängen bis zur Gegenwart, eine im Original erhaltene Bunkerzelle, ergänzt durch multimediale Angebote zur Wissensvertiefung sowie das sogenannte "Observatorium", dass den gegebenen Panoramablick vom Dach des Bunkers für die Vermittlung von Informationen zum Strukturwandel der Montanregion Siegen-Wittgenstein verknüpft. Hierzu wird dem Bunker ein neues Dachgeschoss aufgesetzt.
Der kleine Bunker soll eine einen Multifunktionsraum ("Black Box") sowie eine Lehr- und Lernwerkstatt ("Zukunftswerkstatt") beheimaten.
Die "Black Box" widmet sich vorrangig der Präsentation von stadt- und regionalpolitisch relevanten Themen, wie Klima, Mobilität, Integration, Arbeit, Bildung und dient der Information, aber auch der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Mittels digitaler Technik können die Szenarien auf Fragestellungen angepasst und verändert werden.
Die "Zukunftswerkstatt" ist ein Seminar- und Unterrichtsraum, der dafür ausgestattet ist, Anwendungskompetenz im Bereich der digitalen Technik zu vermitteln. Die Zukunftswerkstatt kann sowohl universitär genutzt werden, beispielsweise für die Unterweisung von Studierenden der Geodäsie bei der Anwendung von Daten zur Erstellung eines 3D-Modells von Stadt und Region Siegen, als auch schulisch. Klassen und AGs finden hier die technischen Voraussetzungen vor, mit der Anwendung von Programmen und Daten zu experimentieren.
Förderzugänge und Kosten
Die Gesamtkosten für den Umbau der beiden Bunker liegen bei rund 15 Millionen Euro. Etwa ein Drittel der Kosten kann die Stadt aus Eigenmitteln und mit Spenden lokaler Projekt-Unterstützer (Förderverein des Siegerlandmuseums und Kreis Siegen Wittgenstein) aufbringen. Um jedoch das gesamte Projekt stemmen zu können, sind Fördermittel unerlässlich. Aus diesem Grund wurden die folgenden Anträge gestellt.
Zum 30. September 2021 wurde ein Antrag auf Städtebauförderung (Förderung durch Bund und Land) bei der Bezirksregierung Arnsberg eingereicht, der die Förderung des Bau- und Nutzungskonzeptes für den kleinen Bunker vorsieht. Neben den anteiligen Planungs- und Baukosten zur Umgestaltung des kleinen Bunkers entsprechend des Konzepts, kommen 50 Prozent der Kosten für das neu zu schaffende Verbindungsbauwerk, die Kosten für die Umgestaltung der Freiflächen und ein kleiner Teil für Öffentlichkeitsarbeit und Partizipation hinzu. Die beantragten Zuschüsse liegen bei zirka 3,2 Millionen Euro.
Zum 14. Dezember 2021 wurde ein Antrag über das Programm "Nationale Projekte des Städtebaus“ (Förderung durch Bund) eingereicht, der die Förderung des Bau- und Nutzungskonzeptes für den großen Bunker vorsieht. Neben den anteiligen Planungs- und den gesamten Baukosten zur Umgestaltung des großen Bunkers entsprechend des Konzepts, kommen 50 Prozent der Kosten für den Verbindungsbau hinzu. Die beantragten Zuschüsse liegen bei zirka 6,6 Millionen Euro.
Die jährlichen Folgekosten sind bereits im Rahmen der der Verwaltungsvorlage Nr. 407/2021 vorgestellt worden und durch den Ratsbeschluss (einstimmig bei drei Enthaltungen) bestätigt worden.
Chancen und Ziele des Projektes
Die Bunkeranlage bildet derzeit trotz ihrer Massivität einen "weißen Fleck" in der Siegener Oberstadt. Die Außenanlagen sind marode, ungeordnet und die Gebäude sowie das Umfeld stellen einen städtebaulichen Missstand dar. Weder sind die Bunkergebäude zugänglich oder nutzbar, noch städtebaulich in ihr Umfeld eingebunden.
Die Universitätsstadt Siegen verspricht mit der Umsetzung des Projektes die einmalige Chance zur Schaffung eines neuen Identifikations-, Bildungs-, Begegnungs-, Erinnerungs- und Lernortes.
Aufgrund seiner Nähe zum Oberen Schloss und seiner Lage an der Burgstraße stellt der Bunkerkomplex ein Bindeglied zwischen dem Oberen Schloss mit Schlosspark und dem Bereich Markt/ Fissmer-Anlage mit Rathaus und Nikolaikirche dar.
Städtebaulich sollen die Hochbunker durch eine denkmalgerechte, aber auch inszenierende Gestaltung in das Stadtgefüge integriert und ein weithin sichtbarer Blickpunkt/ Zeitzeugnis in der Stadtsilhouette werden. Die neue Nutzungskonzeption wird durch zurückhaltende bauliche Eingriffe und Ergänzungen, Fassadengestaltungen und Beleuchtung nach außen erkennbar.
Eine sowohl im Innen- als auch im Außenraum barrierefreie und zeitgemäße Ausstattung dient dazu, die Bunker künftig als neuen Quartierstreffpunkt und Identifikationsort in der Siegener Oberstadt zu etablieren. Die Wahrnehmbarkeit und Erlebbarkeit sowie die Zusammengehörigkeit des Siegerlandmuseums im Oberen Schloss und die Erweiterung des Museums im Bunkerkomplex sollen durch das Projekt hervorgehoben werden. In der Nahwirkung soll zukünftig weiterhin die historische Funktion des Gebäudes ablesbar bleiben. Der Stellenwert der Bunker als Zeugnis der Zeitgeschichte soll akzentuiert und deutlich im Bewusstsein der Stadtgesellschaft verankert werden. Durch den geplanten Dachaufbau soll zudem eine bisher nicht vorhandene Fernwirkung entstehen und einen ansprechenden Akzent in der Stadtsilhouette setzen. So wird das Projekt optisch zu einer neuen Landmarke für Siegen.
Zeitplan
Da im Zuge des neuen Bau- und Nutzungskonzepts die bisherigen Planungen der Siegerentwürfe aus dem 2020 stattgefundenen architektonischen Wettbewerb derart angepasst werden müssten und damit deutlich von den Vorgaben bei der Bekanntmachung des Wettbewerbs abgewichen würde, wird es zur Konkretisierung der Planung nicht zum ursprünglich vorgesehenen Verhandlungsverfahren mit den drei Wettbewerbssiegern kommen können. Gleichwohl wird die Idee und Gestaltungsintention der Preisträger in der neu zu formulierenden Aufgabenstellung, die der Ausschreibung zugrunde liegen wird, als wesentliches Entscheidungskriterium festgehalten.
Der weitere Zeitplan sieht vor nach erneuter Ausschreibung der Planungsleistungen bis Ende 2022 ein Architekturbüro zu beauftragen. Die vertiefenden Planungsleistungen sollen bis Sommer 2024 vorgelegt werden, sodass anschließend die Ausschreibungen der verschiedenen baulichen Gewerke erfolgen können. Mit den einzuhaltenden Fristen für europaweite Vergaben und einer zweijährigen Bauzeit kann im Jahr 2026 die Fertigstellung erfolgen.